Wie wichtig die richtige Verbindung zwischen Trainer und Athlet ist, haben bereits Olaf Dierks und Fynn Hülsiggensen in ihrem Interview Anfang des Jahres verraten. Doch natürlich gibt es noch so viele andere spannende Teams in der LG Lage-Detmold-Bad Salzuflen. Eines befindet sich beispielsweise in der Youthlympics-Truppe am Standort in Bad Salzuflen. Die Rede ist von Trainer und dem Vorstandsvorsitzenden Sven Obenhaus und Athletin Jasmin Sudbrack! Die Schülerin gehört zu den Jugendlichen, die regelmäßig im Stadion Lohfeld unter der Leitung des Sprinters trainieren und die 14-Jährige steckt voller Motivation, Talent, Fleiß und Ehrgeiz. Allerdings wollen wir jetzt nicht alles vorwegnehmen, denn die beiden haben sich in einem Interview zahlreichen Fragen gestellt und verraten unter anderem, wie lange sie bereits gemeinsam trainieren, wie sie Schwierigkeiten während der Coronapandemie gemeistert haben und was sich das Duo für das Jahr 2021 vorgenommen hat…
Erst einmal wollen wir uns kennenlernen, daher: Wie würdet ihr euch gegenseitig mit zwei bis drei Sätzen beschreiben?
Jasmin: [lacht] Das ist gar nicht so leicht… Sven ist ein sehr guter Trainer, weil er die Leute immer ganz genau unter die Lupe nimmt. Er schaut sich alles an und gibt super Verbesserungsvorschläge – auf eine richtig nette Art.
Sven: Jasmin ist auf jeden Fall sehr fleißig, kommt auch bei Regen und Schnee, hört zu und versucht alles direkt umzusetzen. In finde es jedes Mal erstaunlich, wie sie bereits im nächsten Lauf die Dinge ändert, die man ihr gesagt hat. Daher macht es mir richtig Spaß, mit ihr zu arbeiten. Zudem ist sie super lieb und nett und war noch nie zickig zu mir. Auch rumgenörgelt hat sie noch nie und stattdessen ist sie immer gut drauf. Kurz gesagt: Jasmin hat jederzeit ein Lächeln auf den Lippen – egal, wann es ist.
Jasmin: Was ist deine Lieblingsdisziplin?
Jasmin: Einmal Weitsprung und Sprints – aber eher kurze, also 100 Meter.
Wer sind eure größten Vorbilder in der Leichtathletik?
Jasmin: Ehrlich gesagt habe ich kein richtiges Vorbild. Malaika Mihambo ist schon krass, dass sie so weit springen kann. Ich würde auch gerne so weit springen. [lacht]
Sven: Schwer zu sagen. Also direkt habe ich jetzt kein spezielles Vorbild. Ich habe vor allen, die an sich arbeiten, die viel für die Leichtathletik machen und viel trainieren, den allergrößten Respekt. Man unterschätzt nämlich immer ganz gerne, was für Arbeit wirklich dahinter steckt. Und gerade die großen Leichtathleten wie Usain Bolt, Robert Harting oder Gina Lückenkemper müssen einfach massenhaft Engagement an den Tag legen. Wir sehen sie halt immer nur auf Wettkämpfen, aber nicht das Training, was dahinter steckt, um diese Erfolge und Leistungen zu erreichen.
Wie lange trainiert ihr bereits zusammen?
Jasmin: 2016 habe ich angefangen oder?
Sven: Ja, und ich glaube, seit wir in Schweden waren, trainieren wir zusammen – also dann seit 2018. In dem Jahr ist Jasmin dann in die Youthlympics-Gruppe gekommen und vorher war sie bei Manni im Team.
Was hat sich seit Beginn der Coronapandemie beim Training verändert?
Jasmin: Man trainiert natürlich an einem anderen Standort. Sonst haben wir ja meistens im Stadion trainiert und jetzt sind wir im Kurpark. Und teilweise machen wir auch Online-Workouts. Außerdem trainieren wir halt nicht mehr mit allen zusammen, sondern nur noch zu zweit. Zufällig trifft man dann aber auch andere aus der Gruppe im Kurpark.
Sven: Was mir persönlich fehlt, ist die Nähe zu den Athleten. Du schreibst mal über WhatsApp, du triffst jemanden zufällig, aber du kannst überhaupt nicht auf die Jugendlichen eingehen. Zum Beispiel: Koordination können sie zwar alleine machen, aber du kannst keine Verbesserungsvorschläge geben oder individuell auf die Mitglieder eingehen. Als Trainer will man allerdings nicht den Draht zu den Schützlingen verlieren. Wir sind aktuell seit über vier Monaten getrennt voneinander, versuchten irgendwie Trainingspläne durchzugeben, aber es fehlt halt diese persönliche Rückmeldung, die man als Trainer geben kann – gerade in den jüngeren Altersklassen. Außerdem weiß ich nicht, wenn wir wieder trainieren, wie die Athleten drauf sind und ich kann ihre Leistungen momentan überhaupt nicht einschätzen. Es ist halt nicht das Gleiche und es fehlt einfach! 5 Monate sind eine lange Zeit und da verändert sich in dem Alter eine Menge – wenn wir uns das nächste Mal auf dem Platz treffen, sind alle größer als ich! [lacht]
Sven: Wie unterstützt und motivierst du deine Athleten in dieser Phase?
Sven: Was ich aktuell versuche: Sie sollen mir die Zeiten schicken, damit ich schauen kann, wie es aussieht und ob die Zeiten, die ich vorgebe, realistisch oder eher unrealistisch sind. Ich versuche Rückmeldungen darüber zu bekommen, wie sich die Athleten gefühlt haben. Da hoffe ich, dass sie mir auch immer ehrlich antworten und sagen, wenn es zu anstrengend, zu intensiv oder zu wenig war und ob sie mehr machen wollen. So versuche ich sie zu unterstützen, aber die Angst, dass wir im April/Mai wieder bei Null anfangen, weil sie das Laufen „verlernt“ haben beziehungsweise die Technik wegen des fehlenden Feedbacks gelitten hat, ist natürlich da. Der Vorteil, wenn ich beispielsweise Jasmin und Liv zufällig im Kurpark sehe, ist, dass ich ihnen Tipps auf den Weg mitgeben kann und sie motivieren kann, aber wen ich nicht sehe, denen kann man die WhatsApp gut zusprechen, aber das ist nicht das Gleiche. Was Jasmin mir mal gesagt hast, ist, dass es ein riesiger Vorteil ist, wenn man zu zweit trainieren kann. Wenn man alleine wäre, würde man wahrscheinlich weniger als die Hälfte machen, weil man einfach nicht so motiviert wäre und sich an schlechten Tagen nicht richtig aufraffen könnte. Wenn man sich dagegen zum Training verabredet hat, dann zieht man es auch durch.
Jasmin: Funktioniert das denn auch mit den Trainingsplänen und der gegenseitigen Motivation?
Jasmin: Ja, also dadurch, dass man sich verabredet hat, ist es so, dass man nicht so schnell sagt, ja ok, ich habe heute doch keine Lust. Und ich glaube, gegenseitig kann man sich dann noch einmal ganz gut motivieren und auf den letzten Metern kann man sich auch anfeuern, noch ein bisschen schneller zu laufen. Ich weiß noch, als ich anfing, war ich nach einer Seerunde im Kurpark gefühlt tot [lacht] und jetzt kann ich ohne Probleme auch mehr laufen. Man merkt auf jeden Fall schon eine große Verbesserung der Leistung.
Worauf freut ihr euch am meisten, wenn ihr wieder auf den Sportplatz könnt?
Jasmin: Dass wir wieder mit Spikes trainieren und auch mal wieder Weitsprung machen können. Einfach etwas anderes als nur Laufen. Damit man etwas Abwechslung hat. Zwar sind die Läufe immer unterschiedlich, aber dass man auch andere Disziplinen macht.
Sven: Alle mal wieder zu sehen und gemeinsam zu trainieren, darauf freue ich mich am meisten. Die Möglichkeit, wieder auf den Platz zu dürfen, die ganze Gruppe ist da, man kann sich als Trainer vor die Jugendlichen stellen und alle wieder über den Platz scheuchen – ich freue mich da auf jeden Fall drauf! Man vermisst die Athleten und die Zeit auf dem Sportplatz einfach. Und wie Jasmin schon angedeutet hat, der Kurpark ist schön, aber ich muss so langsam feststellen, dass ich ihn nicht mehr sehen kann. [lacht]
Was habt ihr euch für 2021 zum Ziel genommen – du als Athletin und du als Trainer?
Jasmin: Natürlich weiter zu springen und auch schneller zu werden. Die 5 Meter im Weitsprung wären so ein Wunsch. Sven schreibt sich immer Ziele auf, Weiten oder Zeiten, von denen er denkt, dass man sie erreichen kann.
Sven: Im letzten Jahr haben wir zwar noch zwei, drei Wettkämpfe gemacht, aber gerade im Weitsprung hat man gemerkt, dass die Routine einfach fehlte. Deshalb ist Jasmin bei den Wettkämpfen hinter ihren Möglichkeiten geblieben. Das 2021 eine 5 vorne steht, sehe ich als vollkommen realistisch und ich glaube auch, dass sie die Weite im Training bereits häufiger gesprungen ist. Die Westfalenquali ist ebenfalls ein Ziel, damit Jasmin noch einmal andere Wettkampfluft schnuppern kann.