Grauer Himmel, der Regen prasselt an die Fenster, die müden Knochen fühlen sich steif beim Aufstehen an und die nächsten Schritte des morgendlichen Ablaufs sind mehr als ungewohnt: Ein finaler Blick auf den Zeitplan, Spikes, Regenjacke und Co. werden in die Sporttasche gequetscht und dann noch ein paar Dehnübungen, um Beweglichkeit in den Körper zu bekommen. So sah der gestrige Morgen bei einigen Athleten der LG Masters aus. Nach anderthalb Jahren, während derer sie aufgrund der Coronapandemie auf Wettkämpfe verzichten musste, stand nämlich vergangenen Samstag das erste große Leichtathletik-Event im Stadion Russheide in Bielefeld an: die FLVW Seniorenmeisterschaften. Trotz des ungewohnten Gefühls und alles andere als optimalen Wetterbedingungen zeigte die kleine Masters-Truppe der LG Lage-Detmold-Bad Salzuflen, dass ihnen die Zwangspause letztendlich nichts anhaben konnte.
Was war noch mal Weitsprung?
Diese Frage kam Daniela Kaske-Mehlich und Ulrich Ratsch in den vergangenen drei Wochen während der Vorbereitungen häufiger mal in den Kopf. Nicht gerade rund liefen die ersten Trainingsanläufe und -absprünge im Stadion Lohfeld und ließen daher auf einen eher mäßigen Wettkampf hoffen. Doch ganz vergessen wurde auch die Extraladung Adrenalin, welche bei einem solchen Event ausgeschüttet wird. Dani bewies das zuerst und konnte sich im letzten Versuch in einem engen Rennen der Altersklasse W50 den ersten Platz sichern und zog mit vielversprechenden 4,21m an Claudia Schulte und Tanja Tejero-Jurksas (beide TV Unna 1861) vorbei – und das, obwohl sie aktuell mit schmerzhaften Fußproblemen zu kämpfen hat.
Wie heißt es allerdings so schön: „Doppelt hält besser!“, und demnach blieb Daniela mit ihrer Goldmedaille im Weitsprung nicht alleine. Um 11:30 Uhr ging es für Ulrich Ratsch in den Sand. Und auch der LG Masters-Trainer vom Standort Bad Salzuflen zeigte am gestrigen Samstag, dass er auf dem Weg zurück zu seiner Topform ist. Trotz einiger Schwierigkeiten beim Anlauf und drei ungültigen Versuchen gelang ihm ein Sprung von 5,62m, mit dem das Vorstandsmitglied nach den letzten Trainingseinheiten und der langen Wettkampfpause so nicht gerechnet hätte. Da steigt sofort die Motivation für die Deutschen Meisterschaften der Masters in zwei Wochen in Baunatal (Hessen), bei denen Uli noch ein paar Zentimeter zulegen will.
„Nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder Adrenalin in den Muskeln. Nach ständigen Aufs und Abs im Trainingsbetrieb, nach einer real empfundenen Abwärtsspirale bei den körperlichen Fähigkeiten und einer langsam schwindenden Motivation für harte Trainingseinheiten war es gestern wie das Umlegen eines Schalters, den man irgendwo im Keller zwischen Spinnweben und Gerümpel ganz vergessen hatte. Schon das Einlaufen fühlte sich besser an als in den letzten vier Wochen beim Training.“ – Ulrich Ratsch über seinen ersten Wettkampf nach 545 Tagen
Sprinten und Werfen klappt auch noch
Weitsprung klappt also noch immer, aber wie sieht es bei anderen Disziplinen aus? In Sachen Sprint ist für einige Olydlympics-Athleten ebenfalls der erste vielversprechende Schritt gemacht. Gerade einmal 10 Minuten nach Ende ihres Weitsprungwettkampfes musste Dani an den 100m-Start und trotz ihres schmerzenden Fußes, der aufgrund der sechs vorhergegangenen Sprünge ordentlich pochte, blieb sie mit 14,98sec. unter der 15-Sekunden-Marke und sicherte sich nach Sabine Schulte (SV 1860 Minden) den zweiten Rang.
Über die doppelte Distanz konnte sich Dr. Rudolf Hüls in guten 33,36sec. ebenfalls über einen zweiten Platz freuen. Noch etwas länger wurde es für Katjana Quest-Altrogge, die sich über die 1500m in 5:41,59min nicht nur das Pferchen, sondern auch den Lippischen Rekord in der W55 holte. In den Wurfdisziplinen vertrat dagegen Dieter Denecke in der Altersklasse M80 die LG Lage-Detmold-Bad Salzuflen ganz stark und erreichte im Diskus, Hammer- und Speerwurf jeweils den zweiten Platz und im Kugelstoßen den dritten Rang. Diese Leistungen lassen in den kommenden Monaten auf mehr hoffen…