Jetzt ist es amtlich: Die Leichtathletik-Saison 2020 fällt wohl größtenteils ins Wasser. Alle größeren Wettkämpfe sind abgesagt. Es heißt für alle aktiven Leichtathleten, die Ziele für 2020 schweren Herzens aufzugeben und sich Gedanken darüber zu machen, wie man sich mit behelfsmäßigem Training „über Wasser“ hält – bis sich die Randbedingungen wieder normalisieren. Bei den fehlenden Wettkampf-Perspektiven leidet natürlich auch etwas die Motivation, aber es sind schließlich nicht nur die Wettkämpfe, die uns antreiben.
Dazu haben wir in unserer LG Masters-Gruppe am letzten Freitag ein Experiment gestartet: Als Trainer habe ich ein Workout zusammengestellt, notwendige Utensilien benannt und an die Gruppe verteilt. Danach gab´s eine Einladung zu einem Zoom-Meeting (eine App, die momentan für Online-Meetings genutzt wird).
Pünktlich um 17:30 Uhr fanden sich 12 Athletinnen und Athleten im virtuellen Trainingsraum wieder. Nach ein paar kleineren technischen Problemchen und ein paar Minuten Smalltalk in der Gruppe gab´s dann die Instruktionen zum Workout: Jeder platzierte sein Handy an einem Standort mit gutem Überblick, so dass wir uns gegenseitig beim Trainieren sehen konnten. Das Workout war in 10 Runden mit verschiedenen Übungen gegliedert. Nach jeder Runde trafen wir uns kurz vor dem Bildschirm und warteten, bis alle fertig waren. Dann ging´s in die nächste Runde. Ein Beobachter sorgte dafür, dass niemand „schummelte“ – mit dem nötigen Humor natürlich. Dabei hatten wir sogar „Besuch“ vom TLV Germania Essen-Überruhr: Unsere Masters-Freundin Petra Laserich hat sich ins Training eingeklinkt.
Nach ca. einer Stunde waren wir fertig – im wahrsten Sinne des Wortes: Das Workout heißt „1.000 Reps“ und verlangt jedem Teilnehmer alles ab – 10 Runden, 10 Übungen mit jeweils 10 Wiederholungen. Und wie freitags üblich haben wir uns danach zusammengesetzt, gemeinsam ein kühles Getränk genossen und uns darüber ausgelassen, wie schön es doch ist, wieder in der Gemeinschaft zu trainieren. So schön, dass wir uns gleich für den nächsten Freitag wieder verabredet haben. Ein Hoch auf die Technik!
Für mich war dieses Experiment sowohl als Trainer als auch als Athlet ein voller Erfolg. Alle waren mit dem üblichen Engagement dabei. Auch ohne Aussicht auf Bestleistungen oder Wettkämpfe. Es ist die Gemeinschaft, die uns motiviert. Gleichgesinnte Bekloppte, die in ihren Wohnzimmern, auf ihren Terrassen und Balkonen Liegestütze und Kniebeugen absolvieren, als wären sie vom Affen gebissen. Alles Menschen, für die Bewegung eine andere Bedeutung hat als für den Durchschnitt. Menschen, die sich in einer Gruppe regelmäßig selbst herausfordern. Ich bin stolz und glücklich, ein Teil dieser Gruppe zu sein!
Titelbild: Photo by Sergey Zolkin on Unsplash
Und bei mir ist der Muskelkater heute immer noch nicht weg! ???