Unsere Geschichte

Folge 8: die LG als Veranstalter leichtathletischer Highlights…

Juli 6, 2023

Seit jeher sah sich der Vorstand der LG immer wieder mit kritischen Worten konfrontiert: Die LG entwickelt sich zu einem Veranstaltungsverein bzw. ist dieses bereits geworden. Diesen Kritikern muss man entschieden widersprechen. Die LG basiert auf zwei Säulen: Der eine Pfeiler ist die leistungsorientierte Förderung unserer Athletinnen und Athleten für einen aktiven Wettkampfsport, der zweite Schwerpunkt der LG ist die Ausrichtung regionaler, überregionaler und nationaler Meisterschaften. Viele ehemalige Aktive sind der Leichtathletik treu geblieben und bringen sich nach der aktiven Laufbahn als Kampfrichter und Helfer bei Veranstaltungen ein. Denn ohne Veranstaltungen und ohne Kampfrichter kann es keine Wettkämpfe geben! Und ohne die Vielzahl der hochwertigen Wettkampfveranstaltungen gäbe es in Lage auch keine Sportstätten von so großer Qualität, wie wir sie unseren und den auswärtigen Sportlern bieten können.

„Lage gewährleistet mit seinen großzügigen Sportanlagen und seiner anpassungsfähigen Organisation die Durchführung von Leichtathletik-Veranstaltungen in jener Form, wie sie ein Mehrkampf-Europa-Cup-Finale verdient hat“, stellte 1996 der damalige Präsident des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV), Prof. Dr. Helmut Digel, fest. Ähnlich äußerte sich bei gleichem Anlass der Präsident der European Athletic Association, Carl-Olaf Homén, als er erklärte, sein Verband sei „grateful to the Deutscher Leichtathletik-Verband and the local organizers in Lage for their excellent preparation of the competition.“ Anerkennung und Lob für die LG Lage-Detmold, die sich einen international anerkannten Ruf als Veranstalter und Gastgeber zahlreicher internationaler Sportfeste, nationaler Meisterschaften und Länderkämpfe erworben hatte.

Zehnkamp-Olympiasieger (1988) Christian Schenk „fliegt“ vor überfüllter Tribüne auf 8,03 m.

Seit 1978 gab es beinahe jedes Jahr leichtathletische Highlights in Lage. Es gab sogar Ereignisse, die weltweit mediales Interesse fanden. So erlebten 1988 Tausende von begeisterten Zuschauern das Duell Jürgen Hingsen gegen Daley Thompson (GB) anlässlich der gleichzeitig stattfindenden Olympia-Qualifikation.  (siehe auch Folge 4)

 

2 Zehnkampf-Weltrekordler in Lage:
Olympiasieger Daley Thompson und Olympiasilbermedaillengewinner Jürgen Hingsen

Bei der bisher bedeutendsten Veranstaltung verfolgten 1996 Tausende Leichtathletikfans das Europa-Cup-Finale der Männer und Frauen aus jeweils 8 Nationen. Sie erlebten, wie der Stern Frank Busemanns, des späteren Silbermedaillengewinners im Zehnkampf (Olympische Spiele Atlanta), in Lage aufging. Anlässlich des Gewinns der Olympia-Medaille wurde Lage in fast allen Medien der Welt als „Entdeckungsort“ dieses Weltklasse-Athleten genannt. Zweifellos war dies eine besondere Werbung für die örtliche LG und die Stadt Lage als „Stadt des Sport“.

Gleichermaßen Aufsehen in Sport und Politik erregte 1980 ein außergewöhnliches Ereignis. Man blickte nicht nur europaweit nach Lage: Hier zeigte sich, was erfolgreiches Engagement bedeuten kann. Dem Lagenser Stadtdirektor Dr. Drewes, der bei einer Reitveranstaltung am Lagenser Siekkrug mit dem sowjetischen Botschaftsrat ins Gespräch gekommen war, gelang etwas Außergewöhnliches. Nach dem Moskauer Olympia-Boykott vieler westlicher Staaten im Jahre 1980  (Grund war der Ein-marsch der Sowjetunion Ende 1979 in Afghanistan) hatte die damalige UdSSR im Gegenzug ihre Spitzensportler in den Folgemonaten nicht mehr im Westen starten lassen. Für Lage erhielten sie aufgrund der diskreten Lagenser Diplomatie eine Starterlaubnis. Auf diese Weise erlebten viele Sportbegeisterte packenden Zweikämpfe in den Mehrkämpfen zwischen den Olympiasiegern von Moskau einerseits sowie den deutschen Assen Guido Kretschmar und Sabine Evert andererseits!

Auch wenn die drei vorgenannten Top-Veranstaltungen Lage besonders bekannt gemacht haben und auch vielen heute noch gern in Erinnerung sind, so darf man die Erfolgsgeschichte „Bedeutende Leichtathletik-Events“ nicht auf diese drei Großveranstaltungen reduzieren. Es genügt ein Blick auf die Liste der Stadionrekorde und man erkennt: Es waren auch (oder vielleicht gerade) die zahlreichen Spitzenergebnisse bei den 10 Internationalen Sportfesten in der Zeit vom 13. Mai 1978 bis zum 03. Juni 1987. Zum Beispiel deklassierte 1987 der US Amerikaner Stanley Floyd die Konkurrenz über 100 m und 200 m mit Zeiten von 10,27 und 20,28 sec. Einen weiteren Stadionrekord erzielte die bulgarische Hochsprung-Weltrekordlerin Stefka Kostadinova und bot hierbei mit der damaligen Weltjahresbestleistung eine Gala-Show… lediglich für die letzte Höhe von 2,02 m benötigte sie einen zweiten Versuch.

Die Zahl der Olympiasieger und Weltrekordler, die als aktive Athletinnen und Athleten oder als als Trainer, Betreuer oder Funktionäre im Lagenser Stadion Werreanger (seit 2012 Carl-Heinz-Reiche-Stadion) zu Besuch waren, ist lang. Die begeisterungsfähigen Leichtathletikfreunde der Region erlebten hautnah: u.a. Wilma Bardauskiene, Achim Baumert, Kurt Bendlin, Sabine Braun, Frank Busemann, Ralf Dannenberg, Jürgen Hingsen, Marita Koch, Stefka Kostadinova, Guido Kratschmer, Claudia Losch, Paul Meier, Ulrike Meyfarth, Tamara Press, Christian Schenk, Klaus Tafelmeier, Daley Thompson, Willi Wühlbeck, Willi Hohldorf, Heide Rosendahl, Paul Wellmeier …  

Das TV war stets bei den Lagenser Großveranstaltungen dabei. Bis zu 7 TV-Anstalten wurden bei einzelnen Events gezählt. Links: Die mehrfache Olympiasiegerin Heide Rosendahl wird als Expertin interviewt. Mitte: ARD-Legende Gerd Adler befragt Jürgen Hingsen.

Die LG Lage-Detmold-Bad Salzuflen und die Stadt Lage freuen sich über die Wertschätzung durch den DLV, der regelmäßig Meisterschaften nach Lage vergibt. Die großen internationalen Sportfeste, wie sie von 1978 bis 1987 in Lage durchgeführt wurden, sind jedoch heute Geschichte. Unter den heute üblichen finanziellen Bedingungen sind solche Events nicht mehr leistbar. Schon bei den letzten „Internationalen“ mussten großzügige Mäzene wie Carl-Heinz-Reiche und Georg Renusch tüchtig in ihre Schatulle greifen. Aber ein Etat für diese Sportfeste im sechsstelligen Bereich war am Ende nicht mehr aufzubringen und es war damals wirtschaftlich vernünftig, ein deutliches Nein zu sagen.

Eine Trumpfkarte für alle Veranstaltungen war die immer wieder gelobte familiäre Atmosphäre. Diese war beispielsweise bei gemeinsamen Ausflügen mit den Athleten und Offiziellen, in privat zur Verfügung gestellten Unterkünften sowie fröhlichen gemeinsamen Abendveranstaltungen, in denen man sich näher kam, spürbar.

 „Mr. Rathaus“ Udo Zantow, der als langjähriger Hauptamtsleiter der Stadt Lage die LG unterstützte, erinnert sich: „Beim ersten Besuch sowjetischer Sportler in 1978 war der sowjetische Teamchef besonders davon angetan, dass ihm ein heimisches Autohaus einen Sportwagen für eine „Spritztour“ zur Verfügung stellte. Das half, manches Eis zu schmelzen. Die sowjetischen Offiziellen akzeptierten sogar eine private Unterbringung (Das war in dieser Zeit ansonsten völlig undenkbar.) und ein Athlet sagte später einmal, in Lage habe er sich zum ersten Mal in seinem Leben für drei Tage frei gefühlt.

Im Jahr 1989 bestand die frühere legendäre Weltrekordlerin und Olympiasiegerin Tamara Press als UdSSR-Delegationsleiterin darauf, Unterhaltungen ausschließlich in russischer Sprache zu führen. Nach der feierlichen Eröffnung für den Länderkampf forderte sie überraschend eine andere Dolmetscherin für weitere Erklärungen. Grund: Sie fand die Übersetzungen zu ungenau. Sie sprach nämlich fließend Deutsch. Bei offiziellen Terminen musste sie offensichtlich sich aus ideologischen Gründen der russischen Sprache bedienen. Aber im kleinen Kreise sprach sie an den Folgetagen mit den heimischen Organisatoren Helmut Flint, Dieter Dargatz und Udo Zantow nur Deutsch.

Sowjetische Spitzenathleten „erfreuten“ sich in Lage 1980 ständiger KGB-Begleitung, wie sie bestätigten. Das änderte jedoch nichts daran, dass sie die Vorzüge westlicher Lebensart zu schätzen wussten. Sie brachten Kaviar zum Tausch gegen Devisen mit, selbstverständlich zu einem überhöhten Tauschkurs. Bei späteren Besuchen hatten sich die Lagenser hierauf eingestellt und kauften den Kaviar erst zu einem späteren Zeitpunkt, weil der Tauschkurs dann deutlich fiel – nicht gerade zum Vergnügen der Tauschwilligen.“

1990: Weltrekordlerinnen und mehrfache Olympiasiegerinnen als Betreuerinnen und Delegations-leiterinnen  –  Tamara Press (UdSSR) fachsimpelt mit Dieter Dargatz.   
Rechts: Wilma Bardauskiene, die als erste Frau über 7,00 m (7,09 m) sprang, und Marita Koch (10,83 sec., 21,71 sec., 47,60 sec.)

Die LG Lage-Detmold-Bad Salzuflen freut sich darüber, dass der DLV weiterhin die Auffassung seines damaligen Präsidenten Prof. August Kirsch aus dem Jahre 1991 teilt. Er ließ die Zuschauer in Lage wissen: „Wir vergeben gern Wettkämpfe nach Ostwestfalen-Lippe. Dort finden wir ein ebenso begeisterungsfähiges wie sachkundiges Publikum – und können uns auf eine erstklassige Organisation in Lage verlassen.“

Insgesamt sind den vergangenen 60 Jahren 13 internationale Wettkämpfe und 36 deutsche Meisterschaften veranstaltet worden. Gespannt schauen wir auf das Jahr 2024, für das der DLV der LG die Ausrichtung der deutschen Jugendmeisterschaften U16 und U 23 in Aussicht gestellt hat.

Geschichte des Lagenser Stadions

1978: Am 13. Mai erstes internationales Sportfest und Einweihung des Stadions

1982: Bedachung der Stadiontribüne  –  Georg Renusch unterstützt finanziell und mit seinem Know-How.

1988: Erweiterung des Stadions von 6 auf 8 Rundbahnen. Das Stadion erfüllt nun alle Bedingungen für die Durchführung internationaler Meisterschaften.

1990: Fertigstellung der Sporthalle II

2012: Benennung des Stadions Werreanger in Carl-Heinz-Reiche-Stadion

2017: Fertigstellung der Geschäftsräume unter der Tribüne

2022: Fertigstellung der neuen Kugelstoßanlagen hinter dem Tribüne, sowie dem neuen Diskusplatz auf der Nebenanlage

Quiz

8.1 Wer war „Mr. Rathaus“?

8.2 Wie viele Deutsche Meisterschaften fanden bis zum Jahr 2022 in Lage statt?

Die Antworten erschließen sich aus der Lektüre des Textes. Sie müssen per Email mit dem Betreff „Quiz“ an jubilaeum@lg-lage-detmold-badsalzuflen.de gesandt werden. Wer für alle Beiträge (10) jeweils die richtigen Antworten gesandt hat, erhält auf unserer Saisonabschluss-Veranstaltung Ende September einen Jubiläums-Kaffeebecher der LG überreicht.

Die Beiträge (Folge 1- 10) werden nach dem jeweiligen Erscheinen in der Rubrik „Unsere Geschichte“ gesammelt.

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